Prager Frühling

  • Rücktritt Novotny (Parteichef)

    Staats- und Parteichef Novotny war durch verschiedene Geschehnisse (u.a. der Ablehnung, sowjetische Raketen zu stationieren und der öffentlichen Kritik an der Absetzung Chruschtschows) in Moskau in Ungnade gefallen. Auch in der Partei und der Bevölkerung hat er keinen Rückhalt mehr. Am 5. Januar 1968 ist er zum Rücktritt als Parteichef gezwungen, bleibt aber Staatschef. Den Posten des Parteichefs übernimmt der Slowake Alexander Dubcek, der den Reformkurs weiter verfolgt und erweitert.
  • Ein Bericht warnt

    Der sowjetische Aussenminister und der KGB-Chef halten in einem Bericht fest, dass ohne Gegenmassnahmen in der CSSR der Kapitalismus und damit die Spaltung des Warschauer Pakts drohe.
  • Rücktritt Novotny (Präsident)

    Rücktritt Novotnys als Präsident der Tschechoslowakei. Zuvor wurden Pläne öffentlich, dass Novotny mit dem Militär 1030 Reformer verhaften lassen wollte.
  • Erstes Treffen in Moskau

    In Dresden treffen sich alle „Bruderparteien“ zu einer Konferenz. Dubcek wird bestimmt die Forderung mitgeteilt, dass er das Machtmonopol der KPC wiedererstellen soll und dabei auf die Hilfe der anderen zählen kann. Gleichzeitig fassen diese zum ersten Mal militärische Schritte in Betracht.
    Über das Treffen wird gegen Aussen Stillschweigen vereinbart. Dubcek teilt aber nicht einmal der eigenen Parteiführung die Forderungen mit.
  • Ein neuer Staatspräsident

    Ludvik Svoboda wird als neuer Staatspräsident der Tschechoslowakei gewählt. Er lässt kurze Zeit nach seiner Wahl mehr als 1000 politische Gegner amnestieren und festigt damit die Position der Reformer.
  • Das "Aktionsprogramm"

    Das „Aktionsprogramm“ wird nach einer mehrtägigen Plenumssitzung des ZK der KPC durch diese verabschiedet. Darin werden verschiedene Ziele formuliert, die in den nächsten 2 Jahren umgesetzt werden sollen.
    Ziele:
    Teilweise Privatisierung der Wirtschaft
    Wirtschaft von politischen Direktiven freihalten
    Betriebsräte erhalten Entscheidungskompetenzen
    Bürgerliche Grundfreiheiten werden anerkannt
    Rede-/Reise- & Versammlungsfreiheit sollen gelten
    Neue Regelung zum Verhältnis von Tschechen und Slowaken
  • Reaktion auf das "Aktionsprogramm"

    Breschnew bezeichnet das „Aktionsprogramm“ im Plenum der KPdSU als „deutlich revisionistisch“. In Moskau ist die Mehrheit der Meinung, dass man nun zum Angriff übergehen muss. Während sich Moskau immer noch militärische und politische Optionen offenhalten will, sprechen sich die DDR, Polen und Bulgarien für eine gewaltsame „Lösung des Problems“ aus.
  • Eine neue Regierung

    Eine neue Regierung unter Ministerpräsident Cernik wird eingesetzt. 15 der 19 Minister stammen aus dem KPC Plenum. Unter anderem Innenminister Pavel, der Neubesetzungen im Geheimdienst vornimmt und diese nicht, wie bisher üblich, mit Moskau abspricht.
  • Aufgeben der CSSR?

    ZK der UdSSR hält an einer Sitzung zur Lage in der CSSR in Moskau fest: "Wir werden die Tschechoslowakei nicht aufgeben!“. Diese Willensäusserung führt unter anderem dazu, dass militärische Konsultationen der Oberbefehlshaber der Truppen des Warschauer Pakts stattfinden. Ziel: Ein Militärmanöver zur Übung innerhalb der Grenzen der CSSR.
  • Regierungserklärung der neuen Regierung

    Die Regierungserklärung der neuen Regierung macht zwar Treuegelöbnisse gegenüber Moskau und dem Warschauer Pakt, verspricht gleichzeitig aber reformerische Massnahmen (u.a. Reisefreiheiten, Wirtschaftsreformen und Rehabilitierung von politischen Opfern) in der CSSR durchzuführen. Der Sozialismus an sich wird jedoch nicht zur Frage gestellt.
  • Reaktionen auf die Regierungserklärung

    Gleichwohl erkennt Moskau darin die Bedrohung, dass der Funken der Ideen von Prag überzuspringen droht und durch die Reisefreiheiten ein Spalt im „Eisernen Vorhang“ entsteht.
    In der Bevölkerung wird die Regierungserklärung positiv aufgenommen. Ebenso in Belgrad, Bukarest und den KP von Italien und Frankreich.
  • Zweites Treffen in Moskau

    Ein zweites Treffen ohne die KPC findet in Moskau statt. Vorgängig wurde in bilateralen Gesprächen zwischen Moskau und Prag von Breschnew erreicht, dass Dubcek der Durchführung eines Militärmanövers auf tschechoslowakischem Boden zustimmte. Die DDR, Polen und Bulgarien fordern erneut eine militärische Intervention in der CSSR. Moskau verteidigt, dass die militärische Massnahme den letzten Ausweg darstellen soll.
  • Start des militärischen Manövers

    Die militärischen Manöver des Warschauer Pakts innerhalb der CSSR beginnen. Einzelne Truppenverbände bleiben bis zur Invasion im Land.
  • "Manifest der 2000 Worte"

    67 Intellektuelle, Schriftsteller und Künstler veröffentlichen das "Manifest der 2000 Worte", eine Abrechnung mit 20 Jahren KP-Herrschaft. Damit wird der Sozialismus direkt in Frage gestellt. In Moskau wird dies als direkten Angriff auf die Ideologie wahrgenommen.
  • Reaktionen auf das Manifest in der CSSR

    Entgegen der Forderung aus Moskau, geht Dubcek nicht mit militärischen Mitteln gegen die „konterrevolutionären“ Kräfte vor. Sein Beweggrund dafür ist, dass das Manifest vom grössten Teil der Bevölkerung begeistert aufgenommen wurde.
  • Warschauer Brief (Reaktionen auf das Manifest in der UdSSR)

    Nachdem das „Manifest der 2000 Worte“ erschien, favorisiert nun auch Moskau eine militärische Lösung des „Problems“. Die „Bruderparteien“ treffen sich dafür am 15. Juli in Warschau. Die KPC bleibt dem Treffen fern. Es wird ein Brief (heute als Warschauer Brief bekannt und am nächsten Tag in mehreren Zeitungen veröffentlicht) verfasst, in dem ein Ultimatum zur Kurskorrektur an die CSSR gestellt wird.
  • Invasion?

    Das Politbüro der KPdSU beauftragt den Verteidigungsminister Gretschko, „Massnahmen für die Zeit nach dem Einmarsch zu ergreifen“.
  • Period: to

    Bilaterale Verhandlungen mit der UdSSR

    Bilaterale Verhandlungen zwischen der UdSSR und der CSSR in Cierna nad Tisou (Slowakei). Die Verhandlungen enden aus Sicht von Breschnew erfolgsversprechend. Dubcek erhält eine letzte Chance und mehr Zeit.
  • Erklärung von Bratislava

    Die „Warschauer Fünf“ (UdSSR, DDR, Polen, Ungarn, Bulgarien) treffen sich in Bratislava mit der KPC, um eine gemeinsame Erklärung („Erklärung von Bratislava“) zu verfassen, die ihre Treue zum Marxismus-Leninismus unterstreichen soll.
  • Period: to

    Besuch Titos

    Tito besucht die Tschechoslowakei und lobt den Reformkurs unter Dubcek.
  • Breschnew gibt Dubcek auf

    Breschnew teilt Dubcek in einem Telefonat mit, dass er nicht mehr hinter ihm steht. Damit ist das Ende der Phase erreicht, in der Breschnew eher zu einer friedlichen Lösung neigt, die er aus persönlichen Gründen (Dubcek ist „sein Mann“ in Prag) lange bevorzugt hat.
  • Entscheidung zur Invasion

    Einstimmige Entscheidung der ZK der KPdSU, in die CSSR einzumarschieren. Gleichzeitig wird die USA entwarnt, dass der kommende Truppenaufzug nicht der NATO gelte.
  • Invasion!

    Durch einen angeblichen Bruch der „Erklärung von Bratislava“ von Seiten Dubceks rechtfertigen die „Warschauer Fünf“ den Einmarsch von circa 500‘000 Soldaten in die CSSR. Die ZK der KPC fordert die tschechoslowakischen Armee sowie die Bevölkerung auf, den Einmarschierenden keinen Widerstand zu leisten. Dies wird aber (aktiv und gewaltlos) von ziviler Seite sehr wohl gemacht.
  • Verlauf der Invasion

    Innerhalb weniger Stunden haben die Truppen der „Warschauer Fünf“ die strategisch wichtigen Punkte eingenommen. Dubcek wird verhaftet und nach Moskau gebracht.
  • Verhandlungen in Moskau

    Präsident Svoboda, der sich zuerst weigert, muss in Moskau zu Gesprächen erscheinen. Dort teilt er mit, dass er eine Absetzung Dubceks für richtig halte. Breschnew war jedoch mittlerweile klar, dass dies zu einem Bürgerkrieg in der CSSR führen könnte.
  • Moskauer Protokoll

    Das Moskauer Protokoll wird in Moskau von den Vertretungen der UdSSR und CSSR (unter ihnen Svoboda und Dubcek) unterschrieben. Es macht alle Reformen rückgängig und stellt das Ende des Prager Frühlings dar. Die tschechoslowakische Regierung bleibt zwar im Amt (Dubcek bleibt Parteichef bis im April 1969), hat aber kaum mehr Macht. Teile der Truppen blieben vorläufig als Besatzung im Land und zehntausende Menschen verlassen innerhalb der nächsten Jahre die Tschechoslowakei.