Medizingeschichte

Meilensteine der Medizingeschichte

  • Traumbringer und Schmerzkiller

    Traumbringer und Schmerzkiller
    Opium – einst auch Laudanum genannt – kennen Mediziner schon seit dem 13. Jahrhundert. Seit dieser Zeit nutzten Ärzte den Saft des Schlafmohns als Schmerzmittel. Allerdings war es oft schwierig, die richtige Dosis zu finden. 1804 entdeckte der deutsche Apotheker Friedrich Wilhelm Sertürner (1783 bis 1841) den Hauptwirkstoff des Opiums. Er isolierte das Alkaloid und benannte es nach Morpheus, dem griechischen Gott der Träume. Damit gilt er als Begründer einer neuen wissenschaftlichen Disziplin, d
  • Schmerzfrei im OP

    Schmerzfrei im OP
    Als Pionier der Äthernarkose gilt William Morton (1819 bis 1868). Zunächst erprobte der US-amerikanische Zahnarzt Schwefeläther an Tieren und später an sich selbst. 1846 setzte er das Betäubungsmittel erstmals ein, während er einem Patienten einen Zahn zog. Mediziner nutzten schon bald Äther, um Patienten im OP zu narkotisieren.
  • Kleine Kugel, grosse Heilung

    Kleine Kugel, grosse Heilung
    Sanft heilen mit Homöopathie – viele Menschen schwören auf Globuli, die kleinen Kügelchen, die Homöopathen individuell gegen alle möglichen Leiden verordnen. Die alternative Heilmethode geht auf den Arzt Christian Friedrich Samuel Hahnemann (1755 bis 1843) zurück. Er prägte den Grundsatz „Similia similibus curentur“, übersetzt: „Ähnliches heile Ähnliches“. Schulmediziner bezweifeln jedoch bis heute die Wirksamkeit der Homöopathie, deren Präparate in wissenschaftlichen Studien nicht wirksamer war
  • Das Geheimnis der Haltbarkeit

    Das Geheimnis der Haltbarkeit
    „Pasteurisiert“ steht heutzutage auf der Verpackung der meisten Milchprodukte. Lebensmittel bleiben länger genießbar, wenn man sie einige Sekunden auf 60 bis 90 Grad Celsius erhitzt. Dieses Verfahren geht auf den französischen Chemiker Louis Pasteur (1822 bis 1895) zurück. Pasteurisierte Milch hält sich im Kühlschrank bis zu sechs Tage. Auch andere Lebensmittel werden heute pasteurisiert, zum Beispiel Obst und Gemüsekonserven, Wein, Fruchtsaft oder Bier.
  • Der Retter der Mütter

    Der Retter der Mütter
    Der ungarische Arzt Ignaz Philipp Semmelweis (1818 bis 1865) beobachtete während seiner Zeit als Assistenzarzt in Wien ein ungewöhnliches Phänomen: Mütter, die ihre Kinder in der Hebammen-Abteilung zur Welt brachten, starben deutlich seltener an Kindbett-Fieber als in der Abteilung, in der auch Ärzte und Studenten behandelten. So kam er der Ursache der gefährlichen Infektion auf die Spur: Ärzte und Studenten wuschen sich nach Autopsien oft nicht die Hände, bevor sie Schwangere und Mütter untersu
  • Detektive im Mikrokosmos

    Detektive im Mikrokosmos
    Viele Jahrhunderte rätselten Ärzte darüber, warum und wie Krankheiten sich ausbreiten. Die Bezeichnung „Malaria“ etwa zeigt, dass Ärzte „schlechte Luft“, lateinisch „mala aria“, als Überträger verdächtigten. Erst die Mikroskopie und Experimente mit unterschiedlichen Anfärbungen lüfteten das Geheimnis der Infektionen: Winzige Mikroben übertragen Leiden wie Pest oder Milzbrand. Stellvertretend für die Entdeckung vieler Krankheitserreger sei hier Robert Koch (1843 bis 1910) genannt. Der deutsche Ba
  • Wechselbäder vom Wasserdoktor

    Wechselbäder vom Wasserdoktor
    Die Menschen in Bad Wörishofen waren entsetzt: Patientinnen hoben ihre Röcke, um mit entblößten Knien im Dorfbach zu waten! Schuld an diesem skandalösen Verhalten war der katholische Pfarrer und Naturheilkundige Sebastian Kneipp (1821 bis 1897). Als Student war er an Tuberkulose erkrankt. Ein Buch über die heilsame Kraft des Wassers veranlasste ihn zu Tauchbädern im eiskalten Fluss. Kneipp genas – und empfahl seine Methode kranken Kommilitonen. Später entwickelte er sein ganzheitliches Gesundhei
  • Blick ins Innere

    Blick ins Innere
    Eigentlich wollte Wilhelm Conrad Röntgen (1845 bis 1923) mit so genannten Kathodenstrahlen experimentieren. Seinen Versuchsapparat hatte er sorgfältig mit schwarzem Papier umhüllt und das Labor abgedunkelt. Doch der Bildschirm fluoreszierte im Dunkeln plötzlich grün. Der Physiker griff an die Apparatur – und sah dabei seine eigenen Fingerknochen durch die leuchtende Platte! Heute heißen die Kathodenstrahlen ihrem Entdecker zu Ehren Röntgenstrahlen. 1901 erhielt Wilhelm Conrad Röntgen für seine E
  • Kampf dem Kopfweh

    Kampf dem Kopfweh
    Schon seit Jahrhunderten kauen Menschen Weidenrinde gegen Schmerzen. Seit dem späten 19. Jahrhundert können Chemiker den Hauptwirkstoff – Salicylsäure – chemisch herstellen. Die Substanz schmeckt jedoch bitter und verursacht Magenbeschwerden. Dem jungen Chemiker Felix Hoffmann gelang es, die Säure chemisch leicht abzuwandeln. Das Ergebnis – Acetylsalicylsäure – ist besser verträglich. 1899 ließ Hoffmann den Wirkstoff unter dem Handelsnamen Aspirin® in die Warenzeichenrolle des Kaiserlichen Paten
  • Blutige Geschichten

    Blutige Geschichten
    Schon im 17. Jahrhundert gelang es Naturforschern, Blut von Hund zu Hund zu übertragen. Doch Transfusionen von Tierblut zum Menschen scheiterten. Im 19. Jahrhundert übertrugen Ärzte erstmals Blut von Mensch zu Mensch. Doch nur die Hälfte der Patienten, die Spenderblut erhielten, überlebte. Mediziner beobachteten unter dem Mikroskop, dass das Blut zweier Menschen häufig verklumpt. 1901 fand Karl Landsteiner (1868 bis 1943) die Erklärung dafür: Er entdeckte, dass Menschen unterschiedliche Blutgrup
  • Flickzeug für die Haut

    Flickzeug für die Haut
    Im 19. Jahrhundert waren offene Wunden umständlich zu versorgen. Um sie abzudecken, mussten Ärzte die Haut mit einem flüssigen Klebstoff bestreichen. Dann drückten sie eine Wundauflage auf. Das Klebeharz löste jedoch häufig allergische Reaktionen aus. 1901 erfand der Hamburger Apotheker Oscar Troplowitz (1863 bis 1918) eine einfachere Lösung, um Mullbinden zu fixieren: den selbstklebenden Fixierverband „Leukoplast“. 1921 entwickelte das Unternehmen Beiersdorf daraus das Heftpflaster „Hansaplast“
  • Herz in Takt

    Herz in Takt
    Herzeigene Schrittmacher lassen unseren Lebensmotor regelmäßig schlagen. Seit 1902 können Mediziner ihnen bei ihrer Arbeit zusehen. In diesem Jahr erfand der niederländische Physiologe Willem Einthoven (1860 bis 1927) das Elektrokardiogramm, ein Verfahren, das die elektrischen Ströme des Herzens sichtbar macht. Das erleichtert Ärzten die Diagnose von Herzkrankheiten wie Rhythmusstörungen oder Infarkten. 1924 erhielt Einthoven den Nobelpreis für Medizin und Physiologie.
  • Offenherzige Operationen

    Offenherzige Operationen
    Verletzungen oder Geschwulste im Brustraum bedeuteten einst oft das Todesurteil. Denn sobald Ärzte den Brustkorb von Patienten öffnen, sammelt sich Luft im Brustfellraum an. Dadurch kollabiert die Lunge. Ärzte nennen dieses Phänomen Pneumothorax. Ferdinand Sauerbruch (1875 bis 1951) konstruierte 1904 eine große Kammer, in der Unterdruck herrscht. Darin können Ärzte Patienten operieren, ohne dass die Lunge zusammenfällt. Trotz dieser Leistung ist Sauerbruchs Biografie umstritten, da er sich nicht
  • "606" gegen Syphilis

    "606" gegen Syphilis
    1909 gelang Paul Ehrlich (1854 bis 1915) und seinem japanischer Mitarbeiter Sachahiro Hata (1873 bis 1938) ein wichtiger Durchbruch: Ihr arsenhaltiges Präparat „606“ wirkte gegen die gefürchtete Geschlechtskrankheit Syphilis. Sie nannten den Stoff „Salvarsan“. Seine Entdeckung gilt als die Geburtsstunde der Chemotherapie. Ein Jahr später begannen Ehrlich und Hata damit, erste Patienten mit dem Stoff zu therapieren. Hoechst nahm noch im Juli des gleichen Jahres die Produktion der ersten Salvarsan
  • Vorbeugen statt heilen

    Vorbeugen statt heilen
    Die Entwicklung der ersten Impfstoffe verschaffte Medizinern einen entscheidenden Vorteil im Kampf gegen die gefürchteten Infektionskrankheiten – erstmals konnte man dem Ausbruch einer Seuche gezielt vorbeugen. Stellvertretend für alle Vakzin-Forscher steht hier Emil von Behring (1854 bis 1917). Bis zu seiner Entdeckung der ersten wirksamen Heilseren starb jedes zweite Kind an Diphtherie. Emil von Behring wurde als „Retter der Kinder“ gefeiert. 1901 erhielt er als Erster den Nobelpreis für Mediz
  • Schimmelpilz als Wunderwaffe

    Schimmelpilz als Wunderwaffe
    Eine verschimmelte Kulturschale bescherte Alexander Fleming (1881 bis 1955) einen Zufallsfund, der Millionen Leben rettete: 1928 entdeckte der englische Forscher, dass der Schimmelpilz Penicillium offenbar eine Substanz ausscheidet, die das Wachstum von Bakterien hemmt. Fleming nannte diesen Wirkstoff Penizillin. Die Substanz stellte das erste moderne Antibiotikum dar und ermöglichte es Ärzten erstmals, bakterielle Infektionskrankheiten wie Scharlach, Diptherie, Syphilis oder Cholera wirksam zu
  • Vorstoss ins Herz

    Vorstoss ins Herz
    Berlin, 1929: Der junge Arzt Werner Forßmann (1904 bis 1979) glaubt, einen Weg gefunden zu haben, einen Katheter durch das rechte Venensystem bis ins Herz zu führen. Da ihm das Geld für Versuchstiere fehlte, schritt er zum Selbstversuch. Unter örtlicher Betäubung führte er sich in der linken Ellenbeuge eine Kanüle in Richtung Herz. Die Lokalanästhesie reichte aus, da Blutgefäße innen keine Schmerzrezeptoren besitzen. Widerstandslos führte Forßmann 65 Zentimeter Röhrchen in seine Gefäße bis zum H
  • Die genetische Wendeltreppe

    Die genetische Wendeltreppe
    Mit Pappe, Draht und Zinkblech kam ein Team junger Wissenschaftler 1953 zu Ehren: Sie bastelten ein Strukturmodell der Erbinformation Desoxyribonukleinsäure (DNS). Am 25. April 1953 veröffentlichte das Team um James Dewey Watson (geboren 1928, Foto) und Francis Crick (1916 bis 2004) im Fachblatt „Nature“ seine Erkenntnis: Die DNS besteht aus einer molekularen Wendeltreppe, Doppelhelix genannt. Watson, Crick und der Physiker Maurice Wilkins (1916 bis 2004) erhielten 1962 für ihre Entdeckung den N
  • Fremde Blutwäsche

    Fremde Blutwäsche
    Mittlerweile ist eine Nierentransplantation schon fast eine Routine-Operation – allein im Jahr 2004 übertrugen deutsche Ärzte 1974 Nieren von Verstorbenen, die ihre Organe gespendet hatten. Doch im frühen 20. Jahrhundert standen Chirurgen vor einem schier unlösbaren Rätsel: Weder tierische noch menschliche Nieren konnten das körpereigene Organ ersetzen – stets stießen die Patienten das fremde Organ ab. Am 23. Dezember 1954 implantierte Joseph E. Murray (geboren 1919) einem Patienten eine Niere s
  • Verhütung aus der Pillenschachtel

    Verhütung aus der Pillenschachtel
    Er gilt als „Vater der Anti-Baby-Pille“: der Chemiker Carl Djasseri (geboren 1923). Um 1950 gelang es dem gebürtigen Österreicher erstmals, das Schwangerschaftshormon Gestagen künstlich herzustellen. Daraus entwickelte der in die USA ausgewanderte Wissenschaftler die erste Anti-Baby-Pille. 1957 wurde das Verhütungsmittel in den USA zugelassen. Seit 1962 dürfen es auch deutsche Frauen nehmen. Carl Djasseri entdeckte außerdem einen Weg, das Hormon Cortison zu synthetisieren.
  • Nachhilfe fürs Herz

    Nachhilfe fürs Herz
    ‚Stolpert“ der Lebensmotor oder droht er, stehen zu bleiben, hilft vielen Betroffenen ein Herzschrittmacher. Schon 1932 hatte ein New Yorker Arzt ein Gerät beschrieben, das Herzen mit Hilfe von periodischen Strompulsen reizt. Erst 1958 gelang es jedoch Ingenieuren, Herzschrittmacher ausreichend klein zu entwickeln. Der schwedische Chirurg Åke Senning in Stockholm setzte einem Patienten erstmals einen Herzschrittmacher ein. Die ersten Geräte mussten allerdings nach 24 Stunden extern neu aufgelade
  • Blick ins Innere

    Blick ins Innere
    Der österreichische Mathematiker Johann Radon (1887 bis 1956) war seiner Zeit weit voraus: Schon 1917 beschrieb er die theoretischen Grundlagen für die Computertomographie. Doch erst 1971 untersuchten Ärzte die ersten Patienten in der Röhre, in der vielfältig projizierte Röntgenstrahlen das Körpergewebe durchdringen und als dreidimensionale Computerbilder darstellen. Der englische Elektrotechniker Godfrey Hounsfield (1919 bis 2004) hatte neun Jahre lang an der Entwicklung des Gerätes gearbeitet.
  • Wunschkind aus dem Reagenzglas

    Wunschkind aus dem Reagenzglas
    Die Weltsensation wurde am 25. Juli 1978 geboren und wog genau 2600 Gramm: An diesem Tag feiert Louise Joy Brown Geburtstag – das weltweit erste Retortenbaby. Ihre Eltern hatten vergeblich versucht, auf natürlichem Wege ein Baby zu zeugen. Schließlich vereinigten Ärzte Eizelle und Sperma der Browns im Reagenzglas. Zwei Tage nach der Befruchtung pflanzten sie den Embryo in die Gebärmutter von Leslie Brown ein. Neun Monate später kam das gesunde Mädchen per Kaiserschnitt auf die Welt. In Deutschla
  • Vom Molekül zum Menschen

    Vom Molekül zum Menschen
    Ein starkes Magnetfeld und Radiowellen machen bei der Magnetresonanz-Tomographie (MRT, auch Kernspintomographie genannt) feinste Strukturen sichtbar. 1952 erhielten zwei Physiker, Felix Bloch (1905 bis 1983) und Edward Mills Purcell (1912 bis 1997) den Nobelpreis für Physik. Zunächst nahmen Wissenschaftler mit Hilfe der neuen Methode vor allem Moleküle unter die Lupe. Erst in den 70er-Jahren versuchten Forscher, auf diese Weise auch biologische Strukturen und schließlich Menschen zu untersuchen.
  • Herzliche Organspende

    Herzliche Organspende
    Leben mit einem fremden Herzen – das ermöglichte der südafrikanische Chirurg Christiaan Barnard (1922 bis 2001) erstmals einem Patienten. In einer fünfstündigen Operation pflanzte Barnard ihm das Herz eines Verstorbenen ein. Allerdings überlebte der Empfänger nur 18 Tage – er starb an einer Lungenentzündung. Auch in Deutschland scheiterten die ersten Herzverpflanzungen. Erst 1981 konnten deutsche Chirurgen Erfolge vermelden. Mittlerweile ist eine Herztransplantation Routine: In den letzten Jahre
  • Erster Eingriff ins Erbgut

    Erster Eingriff ins Erbgut
    Gerade mal vier Jahre alt war Ashanti DeSilva (geboren 1986), als ihre Patientenakte weltberühmt wurde. Das Mädchen litt unter einer seltenen Erbkrankheit, die das Immunsystem schwächte. Amerikanische Ärzte verabreichten DeSilva Zellen, in die sie zuvor eine korrekte Kopie des defekten Gens eingeschleust hatten. Damit gelang es ihnen erstmals, die Ursache einer Erbkrankheit zu beheben, statt lediglich Symptome zu kurieren. Mittlerweile ist DeSilva ein völlig gesunder Teenager.
  • Mit dem Skalpell durchs Schlüsselloch

    Mit dem Skalpell durchs Schlüsselloch
    Bis Anfang der 90er-Jahre benötigten Ärzte in Operationen häufig noch große Schnitte, um in tiefer liegendes Gewebe zu gelangen. Heute reichen Chirurgen oft kleine Zugänge („Schlüsselloch“) aus, um moderne Geräte mit Hilfe von Videokameras zu steuern. Man spricht daher auch von minimal-invasiver Chirurgie. Die Technik entwickelte sich auch rasant weiter – so nutzt zum Beispiel die von Dietrich Grönemeyer (geboren 1952) begründete Mikrotherapie moderne bildgebende Verfahren wie die Computer- oder